Dienstag, Juni 6, 2023
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StartSportIKZ Interview: Joshua Dahmen – eine beeindruckende Karriere geht zu Ende

IKZ Interview: Joshua Dahmen – eine beeindruckende Karriere geht zu Ende


In 15 Jahren 341 Spiele mit 2172 Punkten für die erste Herrenmannschaft der Iserlohn Kangaroos, davon sechs Jahre in der Regionalliga und neun Jahre in der 2. Basketball-Bundesliga ProB. Dort insgesamt 4635 Minuten auf dem Spielfeld, was im Schnitt eine Einsatzzeit von 23 Minuten pro Partie ausmacht und insgesamt 102 Mitspieler erlebt – alleine diese Zahlen verdeutlichen eine beeindruckende, außergewöhnliche Sportlerkarriere, die nun zu Ende gegangen ist. Mit seinem 215. Meisterschaftsspiel in der ProB am vergangenen Wochenende beim Spitzenreiter LOK Bernau war für Kangaroos-Kapitän Joshua Dahmen endgültig Schluss. Bereits eine Woche zuvor hatten sich die Klub-Verantwortlichen, viele Weggefährten und 1000 Fans in einer emotionalen Zeremonie bei dem 30-Jährigen bedankt.

Welche Gedanken sind Ihnen bei der Schlusssirene in Bernau durch den Kopf geschossen?

Joshua Dahmen: Die Gedanken kamen mir schon einige Minuten vorher bei meinem fünften Foul. Da wurde es bei mir emotional, weil klar war, dass wir keine Chancen mehr auf die Play-offs haben, dass es das jetzt mit der Saison war, aber auch mit einem großen Lebensabschnitt von mir.

Bleibt damit jetzt für Sie der Makel, Ihre lange Karriere nicht mit etwas Positivem beenden zu können?

Ja klar, es ist so ein schwarzer Punkt, den ich gerne vermieden hätte. Ich wäre definitiv nochmals gerne in die Play-offs gekommen. So aufzuhören, ist schon sehr bitter.

Wie fällt das Saison-Fazit für Sie als Kapitän des Teams und für Sie persönlich aus?

So eine Situation mit der Verletzungsmisere und dem damit verbundenen schlechten Start habe ich in den ganzen 15 Jahren noch nichterlebt. Insgesamt war es eine Achterbahnfahrt auf Teamebene. Am Ende fehlte einfach ein bisschen die Konstanz. Persönlich bin ich ebenfalls unzufriedener als in den Spielzeiten davor. Die Rolle als Kapitän konnte ich zwar noch erfüllen, aber meine Performance auf dem Feld war vor allem krankheitsbedingt von zu vielen Up and Downs gekennzeichnet.

Was war der Auslöser, dass es Ihre letzte Saison zumindest auf dieser Ebene sein würde?

In erster Linie ist es der Liebe wegen. Meine Lebensgefährtin stammt aus Düsseldorf und da hatten wir schon länger vereinbart, nach unserer Heirat im Sommer von Dortmund in ihre Heimat zu ziehen. Dadurch würde der Aufwand des täglichen Pendelns zum Training nach Iserlohn einfach zu groß. Der zweite Grund ist, dass die gemeinsame Firma ,The Arc’ von meinem Bruder Ruben und mir mit rund 30 Mitarbeitern uns inzwischen so sehr beansprucht, dass Sport und Beruf in der bisherigen Form zeitlich nicht mehr vereinbar sind.

Sie gelten ja als Paradebeispiel eines loyalen Spielers mit Kangaroos-DNA. Gab es in Ihrer langen Karriere nie Anfragen für einen Wechsel von anderen Vereinen?

Die gab es schon hin und wieder, aber es war außerhalb Iserlohns ja auch bekannt, dass es schwer werden würde, mich hier raus zu bekommen. Ich habe mich aber auch nie groß umgeschaut oder war bei Probetrainings. So lange ich hier gewohnt habe, waren die Kangaroos der absolute Top-Verein.

Was waren in Ihrer langen Karriere der schönste und der bitterste Moment?

Der schönste Moment war sicherlich der Aufstieg in die ProB 2013/14, als wir in einem unfassbaren Auswärtsspiel beim großen Konkurrenten BG Hagen den direkten Vergleich noch für uns entschieden haben. Beim bittersten Moment kommen mir zwei Gedanken. Zum einen, als wir zweimal im Play-off-Halbfinale ausgeschieden sind und jeweils nur einen Sieg vom nächsten Schritt in die ProA entfernt waren. Und zum anderen sicherlich jetzt das unglückliche Ende dieser Saison, das bestimmt noch länger weh tun wird.

Was waren für Sie besonders prägende Mitspieler?

Zum einen mein Bruder Ruben, denn es ist schon etwas Besonderes, so viel Zeit miteinander auf dem Court verbringen zu dürfen. Aber auch Kristof Schwarz, von dem ich viel gelernt habe.

Haben Sie denn definitiv jetzt Ihre Basketballschuhe an den berühmten Nagel gehängt?

Das glaube ich nicht. Ich muss sicherlich die Intensität runterfahren, aber mein Ziel ist es schon, mit reduzierten Trainingszeiten noch mindestens ein Jahr zu spielen, allerdings in anderer Rolle, weniger Verantwortung und nicht unbedingt als Führungsspieler. Da habe ich richtig Lust zu. Leider aber eben aufgrund der Distanz nicht mehr bei den Kangaroos, sondern in der Region Düsseldorf.

Können Sie sich dennoch vorstellen, irgendwann noch einmal eine Funktion hier bei den Kangaroos zu übernehmen?

Aktuell natürlich nicht, weil alles noch viel zu frisch ist. Aber ausschließen würde ich es auch nicht. Auf der Trainerbank aber wohl eher nicht, weil ich dafür, egal in welcher Liga, wohl zu emotional und ungeduldig bin. Aber auch das kann sich im Alter natürlich noch ändern.

Zum Abschluss: Bei der „Dankeschön-Zeremonie“ wollten Sie die große Rede noch nicht halten. Wann gibt es die denn nun?

Die werde ich wohl bei meiner Verabschiedung halten, die es mit Sicherheit noch geben wird. Also keine Bange, die Fans werden mich definitiv nochmal bei dem einen oder anderen Heimspiel in der kommenden Saison sehen. Und dann gibt es bestimmt auch noch ein bisschen Party!

Quelle: IKZ Online/ Christoph SchulteFoto: Jörg Riese



Quelle: PR Sport

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