Die erste öffentliche Führung durch die Ausstellung „Otl Aicher – Ökonomie der Gestaltung“ im neuen Jahr findet am Sonntag, 8. Januar, um 15 Uhr in der Galerie der Stadt Lüdenscheid statt. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenfrei. Für die Führung wird ein Beitrag von drei Euro erhoben.
Der Ulmer Grafiker Otl Aicher war der Gestalter von Bildzeichen zur Kennzeichnung von Sportarten für die Olympischen Spiele 1972 in München. Erfunden hat er die sogenannten Piktogramme, vereinfachte grafische Darstellungen von Informationen, allerdings nicht. Als deren Gründer gilt der Österreicher Otto Neurath, der in den 1930er Jahren mit dem aus Remscheid stammenden Grafiker Gerd Arntz ein neues Kommunikationssystem entwickelt hatte, um komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge auf einfache Weise durch grafische Abbildungen zu vermitteln.
Aichers Leistung bestand darin, die bis in die 1960er Jahre hinein noch sehr figurativen Darstellungen weiter zu reduzieren, ihre Allgemeinverständlichkeit dadurch zu erhöhen und anhand einer geometrischen Rasterung fortentwickelbar zu machen. Somit können noch heute aktualisierte Motive (wie Barrierefreiheits- oder Handysymbole) in gleicher Manier und damit im Sinne Aichers gestaltet werden.
In Zusammenarbeit mit dem Lüdenscheider Leuchtenhersteller ERCO entstanden zahlreiche Piktogramme zur Bebilderung des alltäglichen Lebens. Aicher sah die grundsätzliche Aufgabe von Design darin, die Welt zu verbessern und den Menschen das Leben zu erleichtern. Es war ein geradezu moralischer Antrieb, den Aicher schon früh formulierte und zum Ziel seiner Arbeit mit Studierenden und mit zahlreichen bedeutenden Firmen machte.
Die Entwicklung eines grafischen Leitsystems, das den Menschen überall auf der Welt und unabhängig von Sprache, Kultur, Alter, Geschlecht und Bildung bestimmte Informationen rasch vermittelte, entsprach seinem Verständnis von Gestaltung als soziale Kommunikation. In dieser Tradition dienen standardisierte Symbole noch heute als Warnhinweise oder Gefahrensymbole. Insbesondere dem Ursprung dieses sozial-moralischen Ansatzes in der Gestaltung von Alltagsgegenständen geht Dr. Carolin Krüger-Bahr in dem begleiteten Rundgang nach.
Die Lüdenscheider Ausstellung zeigt neben Aichers berühmten Sport-Piktogrammen weitere wichtige Aspekte aus dem Leben und Wirken des Gestalters, der 1953 zusammen mit Max Bill und seiner Frau Inge Scholl, Schwester der Widerstandskämpfer Hans und Sophie, die zukunftsweisende Hochschule für Gestaltung gründete.
Lüdenscheid, 04. Januar 2023