Eine weitere öffentliche Führung durch die Ausstellung „otl aicher – ökonomie der gestaltung“ findet am Sonntag, 12. März, um 15 Uhr in der Galerie der Stadt Lüdenscheid statt. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenfrei. Für die Führung wird ein Beitrag von drei Euro erhoben.
Wir nennen es heute „Corporate Identity“ oder kurz „CI“ – der Grafiker und Gestalter Otl Aicher (1922-1991) sprach schlicht vom Erscheinungsbild eines Unternehmens. Dies sollte mehr umfassen als nur ein neues Logo oder schick gestaltete Firmenpapiere. Bereits Mitte der 1950er Jahre arbeitete Aicher mit dem Unternehmen BRAUN zusammen. Als Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung in Ulm entwickelte er zusammen mit dem damaligen Studenten Hans G. Conrad, Designer und Fotograf, einen streng funktionalen, modularen Messestand: Braun präsentierte sein neues Unterhaltungselektronik-Sortiment auf der Düsseldorfer Funkausstellung 1955. Dieser damals revolutionär wirkende Auftritt des Unternehmens beruhte auf der Grundidee, dass die neuen, modernen Braun-Geräte in neuzeitlicher Einrichtung präsentiert werden sollten. Nicht nur die Form und Funktion der Produkte waren völlig neu, sondern auch das Unternehmen selbst präsentierte sich in seiner äußeren Erscheinung komplett neu.
Aicher arbeitete in den folgenden Jahrzehnten mit weiteren namhaften Unternehmen zusammen. Er entwickelte das Erscheinungsbild der Deutschen Lufthansa, der Bayerischen Rückversicherung, der Lichtfabrik ERCO oder FSB (Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG) und nicht zuletzt der Olympischen Spiele 1972 in München.
Aichers gestalterische Arbeit war immer umfassend. Er forderte von seinen Auftraggebern ein Höchstmaß an selbstreflexibler Vorarbeit: das Erscheinungsbild ist nie nur ein äußerer Anstrich oder gar ein gekauftes Image, sondern es visualisiert die kulturelle, soziale, ökonomische und ökologische Haltung eines Unternehmens.
Den Rundgang durch die Ideenwelt des Otl Aicher übernimmt die Leiterin der Städtischen Galerie, Dr. Susanne Conzen. Die Ausstellung „otl aicher – ökonomie der gestaltung“ wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Archiv der HfG Ulm, welches den Nachlass Aichers verwahrt, und dem Lüdenscheider Unternehmen ERCO erarbeitet.
Noch bis zum 16. April werden Arbeiten des Ulmer Gestalters Otl Aicher in der Galerie der Stadt Lüdenscheid zu sehen sein.
Lüdenscheid, 9. März 2023