Sonntag, Juni 4, 2023
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StartSportEhrenamt ist Ehrensache: Renate Holke seit 45 Jahren Chefschreiberin

Ehrenamt ist Ehrensache: Renate Holke seit 45 Jahren Chefschreiberin


IKZ: Renate Holke beendet nach 45 Jahren ihre ehrenamtliche Aufgabe am Anschreibetisch der Iserlohn Kangaroos. Warum das so ist.

„Wenn man selbst Basketball spielt, braucht man ja auch Unterstützung, und da war es für mich von Beginn an klar, dass ich auch etwas zurückgeben wollte“, blickt Renate Holke auf die Beweggründe für ihr ehrenamtliches Engagement am Anschreibetisch der Iserlohner Basketballer zurück. Dass daraus einmal eine 45-jährige „Karriere“ werden würde, hat sie allerdings damals auch nicht geahnt.

Zum Basketball gekommen ist die sportbegeisterte 61-Jährige durch ihren späteren Ehemann Klaus Holke. „Klaus war damals bereits Trainer der neu gegründeten Damenmannschaft des TuS Iserlohn und noch auf der Suche nach weiteren Spielerinnen.“ Für Renate Holke stand in ihrer aktiven Zeit aber stets der Spaß im Vordergrund. „Es war für mich einfach ein Hobby, so dass der sportliche Erfolg überschaubar blieb“, blickt sie zurück. „Wir haben damals in der Kreisliga und später in der Bezirksliga gespielt.“ Aber auch neben dem Spielfeld sei es auch früher schon so gewesen, dass der Verein ständig auf der Suche nach ehrenamtlichen Helfern gewesen sei. „Es entsprach damals schon meinem Selbstverständnis, dass ich, wenn ich Hilfe bekomme, auch selbst helfe.“

Beim Ausfüllen des Protokolls ist absolute Konzentration gefordert

In ihren Anfängen bestand der „Anschreibetisch“ beim Basketball aus drei Personen. „Einer war verantwortlich für die Spielzeit und das Ergebnis, der zweite für die Angriffszeit, also die 30-Sekunden- bzw. später die 24-Sekunden-Uhr, und der dritte für das korrekte Ausfüllen des Spielberichtsbogens. Ich habe mich spontan für den Spielberichtsbogen entschieden. Irgendwie passte der Schriftkram wohl zu mir“, erklärt Renate Holke mit einem Lächeln. „Die Verantwortung war und ist in dieser Position aber schon beachtlich. Denn der manuell ausgefüllte Spielbericht ist ja bis heute trotz aller digitalen Technik das offizielle Dokument, dessen Eintragungen zählen, wenn es mal zu Unstimmigkeiten kommen sollte.“ Beim Ausfüllen sei absolute Konzentration gefragt, schließlich würden neben den beiden Mannschaftsaufstellungen, auch die Trikotnummern der einzelnen Spieler, das fortlaufende, aufaddierte Ergebnis samt Minutenangabe, die persönlichen und die Mannschaftsfouls und auch noch die Auszeiten beider Teams eingetragen. „Das ist schon anspruchsvoll, und es dauert einige Zeit, bis man das fehlerfrei hinbekommt“, bekennt Renate Holke, die deshalb in ihrer Anfangszeit zunächst hospitiert hat. „Ich habe dann erst mal auf einem Extrabogen mitgeschrieben, und wir haben anschließend verglichen, ob alle Einträge übereinstimmen.“

Durchschläge waren extrem wichtig für die Trainingsarbeit

Früher seien die Trainer auch richtig „scharf“ darauf gewesen, nach dem Abpfiff den rosa (für den Gewinner) bzw. gelben Durchschlag (für den Verlierer) zu bekommen. „Das war ja damals für sie die einzige Möglichkeit für eine spätere Spielanalyse“, erläutert die Iserlohnerin. Mit der Einführung der elektronischen Scoutingberichte, die noch während der laufenden Partie ausgedruckt werden können, habe sich die Situation in dieser Beziehung für den Anschreibetisch deutlich entspannt. Nichtsdestotrotz sei man auch heute noch den emotionalen Reaktionen der Trainer direkt ausgesetzt. „Früher hat mich ein aufgeregter oder schimpfender Trainer schon mal kurz aus der Ruhe gebracht, jetzt stört es mich nicht mehr“, schmunzelt Renate Holke. Dabei hat sie aber in ihrer jahrzehntelangen Laufbahn auch beobachtet, dass je höher die Liga sei, in der gespielt werde, das Team des Anschreibetisches zunehmend im Fokus stehe. „Verständlich, denn es geht dann ja auch um mehr bei den Mannschaften.“

Besondere Erinnerung an Cunnie Williams

Als Mitglied des Anschreibetisches ist man nach ihrer Aussage nicht nur dabei, sondern man steht mittendrin. „Das hat für mich stets auch einen Teil des Reizes an dieser Aufgabe ausgemacht.“ So sind Renate Holke unter anderem insbesondere der erste Aufstieg in die 2. Bundesliga („Wer hätte das gedacht?“) und eine Situation mit Cunnie Williams, dem ersten Vollprofi bei den Iserlohner Basketballern, in Erinnerung geblieben. „Cunnie hatte bei einem Dunkingversuch während des Aufwärmens den Ring mitsamt Brett zerstört. Dann setzte er sich nebenan auf die Spielerbank und meinte nur lakonisch: ,Game over’“.

In den letzten 30 Jahren hat sich Renate Holke zunehmend auf die Spiele der ersten Herrenmannschaft konzentriert. „Als Anschreiberin bin ich den Weg der Mannschaft quasi mitgegangen“, sagt sie mit einem Lachen. Dabei haben ihrer Mitstreiter häufig gewechselt, nur sie ist stets als Konstante geblieben. In den letzten Jahren wurden vom Verband die Anforderungen nochmals erhöht. „Seit einigen Jahren müssen alle Mitglieder des Anschreibetisches vor jeder Saison eine Prüfung ablegen, um ihre Lizenz zu erneuern“, berichtet die Iserlohnerin.

Online-Test für die jährliche Erneuerung der Lizenz

Dabei müssen die Ehrenamtlichen zunächst ein Online-Training absolvieren und anschließend aus einem Pool von 120 Fragen rund um die Basketballregeln 25 zufällige Fragen innerhalb von nur zwölf Minuten beantworten, von denen 70 Prozent richtig sein müssen. Die Fragen haben es übrigens in sich. „Eine Frage könnte zum Beispiel sein, in welcher Farbe die Punkte in den einzelnen Spielvierteln im Spielberichtsbogen eingetragen werden müssen, also Rot im ersten, Blau im zweiten, Grün im dritten und schwarz im vierten“, schmunzelt die Expertin. „Oder was ist einzutragen, wenn ein Spieler bereits vor Spielbeginn vom Schiedsrichter disqualifiziert wird?“ Da seien Fälle bei, die sie in ihrer gesamten Karriere noch nicht erlebt habe.

Die hat nun allerdings ein Ende. „Da wir bei den Kangaroos mit Monika Trettin eine Nachfolgerin gefunden haben, mit der ich mich in der abgelaufenen Saison bereits abgewechselt habe, darf ich nun mit ruhigem Gewissen aufhören“, freut sich Renate Holke. Allerdings steht für sie eines fest: „Dem Basketball werde ich treu bleiben, nur eben zukünftig entspannt auf den Zuschauerrängen. Denn die Kangaroos sind längst ein Teil meines Lebens geworden.“

Quelle: IKZ Online / Bild: Christoph Schulte



Quelle: PR Sport

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